Donnerstag, 15. Oktober 2009

Auch persische Berge rufen


Eigentlich hatte ich geplant, mit meinem nagelneuen fliegenden Perserteppich, den ich in Isfahan erhandelt hatte, direkt auf den Gipfel des Damavand zuzusteuern. Der Damavand ist eine Berg. Genauer gesagt ein ziemlich hoher, sogar 5670 m. Er liegt 70 km nördlich Tehrans und ist der höchste Berg des Mittleren Ostens.

Da aber an jenem Morgen der Wind Richtung Süden bließ, war es unmöglich nur mit dem Teppich hinaufzufliegen. Also stieg ich in Tehran in einen Bus und war ein paar Stunden später mit meinen Reisegefährten am Fuße des rießigen Damavand angelangt. 

Es war wie immer sehr heiß, ich bekam das unter meinem Manteau und dem Kopftuch doppelt zu spüren. Nach einem kleinen Snack, natürlich das übliche: Reis mit Hühnchen oder Lamm, streckten wir den Daumen hoch und verschwanden plötzlich in einer Rauchwolke, die sehr laute Musik machte. Neiiiiiiin!! , nicht Aladdin war am Werk, es war ein etwa 25 jähriger, etwas ruhiger Iraner, der ein klein wenig zu schnell gebremst hatte und wohl mal ausprobieren wollte, wie laut das Autoradio sein kann. Nach ein paar Hustern quetschten wir uns zu fünft in das kleine Auto...wurden aber nach ein paar Minuten, je höher wir hinauffuhren, mit einer wunderbaren Aussicht belohnt. Die Dörfer in den Tälern wurden immer kleiner und die Flüsse schmaler. 

Irgendwann sagten wir Tschüß und spazierten zu Fuß weiter. Ich inzwischen ohne Kopftuch, denn in den Bergen lassen sich die Iraner keine Kleidungsvorschriften machen. Ab und zu sahen uns Schafhirten verwundert an. Und WIR sahen die Schafe verwundert an: Sie schienen so etwas wie einen zweiten Hintern zu haben. Ich vermute ja, dass es heutzutage zum guten Ton unter Tieren im Nahen und Mittleren Osten gehört, einen Höcker zu haben, es den Schafen aber zu peinlich ist, sie auf dem Rücken zu tragen...naja, wie dem auch sei...

Abends packte ein Freund von uns, eine Iraner namens Babak, der Basketballer in der Iranischen Nationalmannschaft ist (ja, das gibts) und uns auf den Gipfel begleiten wollte, einen kleinen Grill und mariniertes Hühnchen aus. Jetzt wurde uns schlagartig klar, warum sein Rucksack so groß war, er uns aber nicht verraten hatte wollen warum.

Nachts legten wir uns in 3000m Höhe auf den blanken Boden und schliefen in unseren Schlafsäcken unter persischem Sternenhimmel um am nächsten Tag, umringt von iranischen Schäfern und bellenden Hunden, aufgeweckt zu werden...Aber natürlich konnten wir uns auch aus dieser misslichen Lage wieder befreien und machten uns auf den Weg zur Hütte auf 4200m Höhe, wo wir die letzte Nacht vor dem Aufstieg verbringen wollten um uns zu akklimatisieren. Doch für unseren iranischen Basketballer Babak, kam das zu spät. 

Nachdem er anfangs nur über Kopfschmerzen geklagt hatte, wurde ihm jetzt richtig seltsam zu Mute und er bekam nicht mehr richtig Luft. Höhenkrankheit. Traurig sahen wir ihm nach, als er mit seinem rießigen Rucksack und hängendem Kopf hinabstieg. Tschüß Babak.

Die Nacht verbrachten wir in der Hütte und trafen freundliche iranische Bergsteiger. Morgens um 5 Uhr, als uns der Wind um die Ohren bließ, brachen wir auf. Und ab ca. 4800m spürte auch ich, dass mir ab und an ein klein wenig  schwindelig wurde. Doch der Gipfel rief. Er rief nicht nur, nein, er stank auch...nach Schwefel. Es wurde eiskalt, der Wind stieß mich sogar zweimal um. Ab und zu aßen wir ein Snickers..ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie man sich über ein Snickers freuen kann, ganz nach dem Motto, wenns mit dem Atmen mal wieder länger dauert. Denn das war inzwischen das einzige, auf das ich mich noch konzentrierte. Übrigens spürte ich auch meine Arme fast nicht mehr, doch der Gipfel war nur noch 100m entfernt, da gibt man doch nicht auf. Doch für dieses Stück brauchte ich auch noch fast eine Stunde und kam ausgelaugt auf dem Gipfel an. Ein iranischer Bergführer gratulierte mir (ja bin selbst ganz stolz auf meine 5670m) und gab mir Schokolade. Ich denke, es bedarf keinen Kommentars, wie ich aussah.

Meinem dänischen Kletterfreund  schien, obwohl er nicht trainiert ist und noch dazu Raucher, das alles nichts aus zumachen. Fröhlich hüpfte er um den Krater herum und knippste ein Photo nach dem anderen. Ich konnte ihn aber nach einer viertel Stunde dazu überrreden wieder hinabzusteigen.

Tja, das war also mein 5oooer, ich denke gerne an diesen schönen Berg zurück. Ob iranische Männer einfach nur aus Gastfreundschaft mal eben fragen, ob sie einem nicht die Haare schneiden sollen, und ob iranische Häuser wunderbare Innenhöfe haben, erzähl ich eine andermal =). 

Donnerstag, 8. Oktober 2009

TOP SECRET Food

Bestimmt weiß jeder, was ein Cheesburger ist. Versteht sich von selbst. Und ich denke, dass auch jeder schon mal vom Ramadan gehört hat, dem islamischen Fastenmonat. Normalerweise beginnen die Menschen während dieses Monates erst nach 20 Uhr zu essen, und das nicht zu spärlich.

Eines Tages lief ich hungrig auf einer belebten iranischen Straße entlang und da es erst 18 Uhr war, ich weder ein geöffnetes Restaurant noch irgendeine Imbissbude sehen konnte (es war Ramadan), und ich das letzte Mal irgendwann vor Sonnenaufgang ein Joghurt mit Zwiebel- und Gurkenstückchen zu mir genommen hatte, wollte mein Bauch keine Kompromisse mehr mit mir eingehen und endlich etwas zwischen die Magenschleimhäute.

Da traf es sich gut, dass ich etwas sehr seltsames zwischen zwei Kopftuchläden sah: Einen riesigen Perserteppich. Ich rieb mir die Augen...Ach so, irgendjemand musste sich einen Spaß erlaubt haben und sein Haus mit alten staubigen Teppichen verhüllt haben. Mein Gesicht schien sich nach und nach in ein großes Fragezeichen zu verzerren.

Noch dazu nahm ich plötzlich war, dass es hier seltsam nach Fett roch, und ab und zu Menschen hastig hinter einem der Teppiche verschwanden. Was war das denn???

Ich ließ es mir natürlich nicht nehmen, nachdem ich mich vorsichtig umsah, auch hinter den Teppich zu huschen...Sofort musste ich lachen.

Denn was ich dort zu Gesicht bekam, war ein Fast Food Restaurant, vollgestopft mit hungrigen Iranern, die wohl nicht allzu fröhlich über das Essensgebot des Ramadan zu sein schienen und rießige Burger verschlangen (Die Pommes Frites waren natürlich auch schon innen im Burger).

Eigentlich war mir das ein klein wenig zu gefährlich, und ich wollte wieder gehen. Doch ab einem gewissen Hunger hat mein Bauch die Hosen an und ich hatte keine andere Wahl, als mich in die Mitte hastig essender Iraner zu platzieren und meinen rießen Cheesburger zu genießen.

Ich war wohl der erste Tourist in einem illegalen Restaurant während des Ramadan im Iran. Denn das Personal lies mich nicht aus den Augen, wollte immerzu wissen ob alles in Ordnung sei und die anderen Gäste grinsten mir von allen Seiten zu.

 Ob ich auch während der nächsten Tage immer zu meinem Essen kam, und ob ich einmal 'freundlichst' darauf hingewiesen wurde, auf offener Straße das Photografieren doch bitte zu unterlassen (ich denke, das war ein Polizist in Zivil),  erzähl ich ein andermal =).


...falls es jemanden interessiert, ob die Proteste im Juni gegen die Regierung Folgen für die Bevölkerung hatten: http://www.sueddeutsche.de/,ra1m1/politik/16/490393/text/