Samstag, 19. September 2009

facebook, shorts & Co


Geht man im Iran in ein Internet-café, sieht man tippende Iraner vor dem PC sitzen und wenn man ein wenig genauer hinsieht, dann hat nahezu jeder etwas kleines aber feines in der USB-Buchse stecken.

Seiten wie facebook zum Beispiel blockiert der Staat. Doch ein Perser, der schon vor 500 Jahren auf'm Teppich durch die Lüfte jagte, will schließlich mit der Zeit gehen, den Perserteppich mal im Schrank lassen und auch, wie man's halt heute so macht, durch's Internet surfen.
Damit man Zugriff auf die durch den Staat blockierten Seiten hat, benutzt man einfach ein Programm, welches eine Verbindung zu einem ausländischen Server aufbaut, und schon kann man sich in facebook einloggen. Tja, und dieses Programm trägt nahezu jeder auf einem USB-Stick mit sich herum....erlaubt ist das alles natürlich nicht.

Gestern während der Proteste jedoch funktionierte das nicht. Sogar auf die email-Dienste Gmail und Yahoo konnte man nicht mehr zugreifen, da half auch ein USB-Stick nichts. Heute funktioniert es zum Glück wieder und deshalb versuchen vor allem die jüngeren Iraner Informationen und Bilder hinaus in die Welt zu schicken.
Bilder vom 18.September aus Tehran: http://picasaweb.google.com/hsaber/Quds#

Doch natürlich ist das lange noch nicht alles, mit was man an Verboten im täglichen Leben zu rechnen hat...
Eines Tages marschierte ich durch Tabriz, der Haupstadt der Provinz Ost-Aserbaidschan im Norden Irans. Es war sehr warm und der Park war voll von fröhlichen Menschen. Jugendliche spielten Volleyball. Hier und da sah man ein Pärchen, das sich an den Händen hielt (verbotenerweise in der Öffentlichkeit!) und die Grünflächen waren gepflastert von Familien, die ein Picknick machten.
Da fragt man sich, warum sie denn so gerne im Park essen. Gibt es denn keine schönen Restaurants in der Gegend? Natürlich schon, doch eines der schönsten, wie das, in der Mitte des Parks im See (s.Foto), wurde nach der Revolution 1979, wie mir ein Iraner erzählte, der in diesem Jahr geboren wurde, in eine Moschee umgewandelt.
Zuvor war es sogar ein Discothek. Dass sie das jetzt nicht mehr war, schien ihm, wie den meisten Iranern, nicht recht zu gefallen. Als er uns im Auto mitnahm und wir durch das trockene Tabriz fuhren, drehte er die Musik so laut auf, dass ich wirklich Angst hatte, uns könnte einer der vielen Polizisten rauswinken.
Und...ach ja, was haben facebook und kurze Hosen gemeinsam? Genau, beides ist nicht erlaubt.

Ob ich trotz aller Verbote in den Genuss kam, an einem alkoholhaltigen Cocktail (verboten!) zu nippen und ob Spieler der iranischen Basketball-Nationalmannschaft gut Deutsch sprechen, erzähl ich ein andermal =).


1 Kommentar:

  1. Vielen Dank für die Insiderinformationen. Schöner Artikel. Lass Dich nicht erwischen. Greetz, EvoluSiN!

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